Schneller fertig als der Rest? Tipps für den DaF-Unterricht

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„Ich bin schon fertig. Was soll ich machen?“


Kennst du diese Frage? Die Klasse hat eine Aufgabe oder einen Test und es gibt immer ein paar, die sie ganz schnell lösen und andere, die noch ein bisschen bis sehr viel länger brauchen. Was sollen die schnelleren dann in der Zwischenzeit machen, ohne den Unterricht zu stören? 

Es gibt sicherlich viele Möglichkeiten, Schnellarbeiter zu beschäftigen. Manche kennen wir noch aus unserer eigenen Schulzeit und machen sie deshalb wie automatisch. Aber nicht immer sind die Dinge, die am offensichtlichsten scheinen auch die besten.


Diese Aktivitäten sollten im DaF-Unterricht eher sparsam eingesetzt werden:

1. Einem Freund helfen

Das geht gelegentlich und wenn es zum Thema passt. Aber leistungsstärkere Schüler sollten nicht ihre ganze Zeit damit verbringen müssen, den langsameren Schülern zu helfen und diese quasi zu unterrichten. 

Es ist hin und wieder eine nette Idee, weil es ein Akt der Freundlichkeit ist und das Kind das Thema auf diese Weise selbst noch einmal vertieft. Aber es ist auch ein bisschen ungerecht, denn du solltest auch das schnellere Kind weiter fördern und vor allem herausfordern auf der Ebene, auf der es sich befindet. 

Jedes Kind hat andere Bedürfnisse und so wie wir den schwächeren Schülern helfen müssen, müssen wir Wege finden, den stärkeren Schülern ihm gerecht werdende Aufgaben zu geben, damit es noch mehr lernt.

 2. Dem Lehrer helfen


Einen Botengang erledigen, die Bücherecke aufräumen, Arbeitsblätter lochen, Vokabelkarten asschniden… Es gibt Kinder, die lieben solche Aufgaben und sie fühlen sich stolz, wenn sie das tun dürfen. 

Und ja, es ist durchaus nützlich für Lehrer. Aber es ist leider fernab von dem, was Lehrer eigentlich tun müssen: den Kindern etwas beibringen. Dafür gehen sie in die Schule. Das verdienen sie. Sie sind keine kleinen Lehrerassistenten, auch wenn sie es gerne machen. Das sollte also auch nur in Ausnahmefällen getan werden.

3. Noch mehr Arbeit



Wie gemein ist das: 

„Toll, du hast Seite 93 fertig. Dann mach doch gleich Seite 94.“ 

Kabumm! Das Licht der Freude und des Stolzes erlischt Buchstäblich in den Augen, die dich erwartungsvoll anblicken. Das Kind lernt dadurch nur, dass es keinen guten Grund gibt, die Arbeit schnell zu erledigen, weil das nur bedeutet, dass man noch mehr davon machen muss. 

Resultat ist sehr schnell, dass sie in Zukunft einfach langsamer arbeiten, trödeln oder vor sich hinträumen, nur um genau so langsam zu sein wie der Rest. Am Ende gewinnt keiner.

4. Extra Arbeit und Aktivitäten

Grad für die ganz schnellen Schüler machen extra Arbeitsblätter keinen Sinn, denn diese werden meistens auch sehr schnell gelöst. Was kommt dann? Noch ein Arbeitsblatt und noch eins, dann noch eins…? 

Wenn du solche Arbeitsblätter anbietest, dann müssen sie eine echte Herausforderung sein und nicht nur dem Zeit-Totschlagen dienen. Kinder merken das und verlieren bald die Lust an solchen Dingen. Sie sind dann zwar ruhig aber nicht wirklich engagiert. Der pädagogische Wert ist ziemlich gering.

Gelegentlich spricht nichts gegen ein kleines Kreuzworträtsel, ein Ausmalbild, einen Wortsalat oder etwas ähnliches. Aber ansonsten solltest du dir etwas kreativeres und nützlicheres ausdenken.

Ich helfe dir dabei und gebe dir ein paar wirklich tolle Ideen für deine Schüler mit:


1.Wirklich fertig?


Manchmal legen die Kinder beim letzten Wort den Stift hin und denken, sie sind fertig, ohne noch mal drüber nachzudenken. Dann fehlt das Datum und der Name, es haben sich Leichtsinnsfehler in den Text geschlichen oder die Aufgabe wurde nur zur Hälfte erledigt. 

Gib deinen Schülern eine Checkliste oder häng ein Poster an die Wand mit Dingen, die sie tun sollen, wenn sie denken, sie seien fertig. 

Du kannst gerne dieses Poster von mir speichern und benutzen oder es als Anregung für ein eigenes nehmen:


Wenn der Schüler alle diese Fragen mit „Ja“ beantworten kann, dann ist er bereit, eine andere Sache zu machen, um sich still zu beschäftigen.

2. Bücher


Lesen ist immer nützlich und bringt deinen Schülern einen Mehrwert. Und das Beste: Es ist die einfachste Art, schnelle Schüler pädagogisch wertvoll zu beschäftigen. 

Die Bücher, die du anbietest, sollten altersgerecht sein und am Besten den Interessen deiner Schüler entsprechen. Vielleicht hast du sogar Platz für eine kuschelige Leseecke. Du brauchst keine vollen Bücherregale. Eine Kiste mit einer netten Auswahl an Büchern reicht vollkommen.

Die Kinder sollen sich das Buch selbst aussuchen, das sie lesen. Damit stellst du sichr, dass sie wirklich das lesen, was sie interessiert.

3. Aufgabenkarte


Du kannst sie in einer Klarsichthülle aufbewahren. Die Aufgaben auf den Karten sollten eine Herausforderung und nicht zu einfach zu lösen sein. Es könnte sich dabei um Quizfragen handeln oder ein wirklich kniffeliges Rätsel.

4. Experimente

Biete einfache Experimente an, die Kinder in Ruhe allein durchführen können. Gib dazu eine einfache Anleitung, damit sie das selbständig durchführen können. Ein Experimentekoffer wäre eine tolle und simple Möglichkeit, diese Idee durchzuführen.

5. Computer


Du hast einen Computer im Klassenzimmer? Sehr gut! Kinder lieben Computer und arbeiten damit sehr fokussiert. Speziell für den DaF-Unterricht würden sich folgende Ideen anbieten:

  • ein Lernspiel zur Sprache
  • biete eine Liste mit Vokabeln an. Die Kinder suchen die Wörter in der Muttersprache zum Beispiel auf www.leo.org oder Google Translate.


6. Tagebuch


Führ Tagebücher für deine Schüler ein. Immer wenn sie früher fertig sind und Lust haben, können sie etwas hineinschreiben, die Seiten verzieren und verschönern.

7. Schreibideen


Ich bin großer Fan von allem, was mit Schreiben zu tun hat. Ich finde, das ist die beste Art, sich eine Fremdsprache dauerhaft einzuprägen. Deswegen braucht man viele kreative Ideen, die Kinder dazu bringen, frei zu schreiben.

Lasse deine Schüler ein spezielles Schreibheft oder eine Mappe führen. Biete dazu kreative Schreibanlässe an. Das kannst du in Form von Kopiervorlagen machen, die sie ausfüllen oder du bereitest eine große Auswahl an Schreibanlässen vor, indem du sie auf Karten schreibst oder druckst. Die Kinder können sich eine Karte oder eine Kopie aussuchen und diese Aufgabe dann bearbeiten.

Hier findest du einige Ideen zu diesem Thema:

Sieh dir dazu auch meinen Blogpost an, wo ich die deutschen „Quick Writes“ mit Bildern erklär. Sie sind sehr beliebt bei den Kindern und auch bei den Lehrern, denn es gibt zahlreiche kurze Schreibaufforderungen, die zu allen Altersklassen passen. 

Sie eignen sich sowohl für Anfänger, als auch für Fortgeschrittene Kinder, denn wie viel und wie umfangreich sie antworten, bleibt ihrem Wissensstand überlassen.

8. Infokarten


Bereite Infokarten für deine Schüler vor. Darauf können altersgerechte Themen behandelt werden. Zum Beispiel Infos zu Tieren, mein Körper, die Erde, das Weltall, Deutschland, Feiertage, usw. 

Wenn du verschiedene Päckchen bereit hältst, können sich die Schüler immer das aussuchen, was sie am meisten interessiert. Das tolle ist, es ist ein anderes Format, wie ein Buch und sieht deshalb besonders aus. Der Trick ist, dass du Wissen in Kurzform vermittelst und die Kinder haben daran wirklich Spaß. 

Wichtig ist nur, dass du altersgerechte Themen wählst, die an das Wissen der Kids anknüpfen, damit sie auch sprachlich nicht überfordert sind. 

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Was machst du mit deinen schnellen Schülern? Teile deine Ideen mit uns!