#CoronaFerien in Ägypten

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Homeschooling bei Schulschließung

Praktische Homeschooling-Tipps für den Alltag

Auch in Ägypten ist Corona ein großes Thema. In diesem Blogpost werde ich euch von der aktuellen Lage erzählen und ein paar praktische Tipps zum Homeschooling zusammenstellen. Ich unterrichte meine Kinder nämlich nicht nur in Zeiten von Ausnahmezuständen zu Hause.

So ist die Situation in Ägypten:

Bei uns ist die Schule seit letztem Mittwoch geschlossen. Der Grund war zunächst aber nicht der Coronavirus, sondern das Wetter! Ägypten wurde von starken Regenfällen und Stürmen heimgesucht, was in diesem Ausmaß außergewöhnlich ist. In dieser Jahreszeit regnet es zwar schon mal, aber dann sind das kurze Schauer. Selbst diese reichen, um die Straßen in Schlammbahnen zu verwandeln, den Verkehr zum Erliegen zu bringen und für ein paar Stunden den Ausnahmezustand herbeizuführen.

Diesmal war es schlimmer!

Es regnete drei Tage pausenlos und lange auch in Strömen. In vielen Gegenden glichen die Straßen reißenden Flüssen. Sich im Freien zu bewegen war lebensgefährlich und es starben tatsächlich mehrere Personen im Wasser, durch Stromschläge oder durch umstürzende Mauern.

Die Mauern der Flachdächer standen bis zur Mauerbrüstung auf Hüfthöhe voll mit Wasser. Die Wohnungen darunter sind nun nass, denn für so einen Fall sind die Häuser nicht dicht genug.

Unser Treppenhaus glich Stundenlang einem Wasserfall. Massenweise schmutziges Wasser bahnte sich seinen Weg von unserem Dach, 12 Stockwerke nach unten, auf die geflutete Straße.

Stromverteiler explodierten, manche Stadtteile waren Stundenlang ohne Strom und überall wurde das Wasser abgestellt.

Zum Glück waren wir vorbereitet, denn das Ministerium hat zwei Tage vorher die Schulschließung angekündigt, den Firmen Zwangsurlaub erteilt und darum angehalten, das Haus auf keinen Fall zu verlassen. Klappte natürlich nicht bei allen, aber ich denke, das Schlimmste wurde verhindert.

Heute scheint die Sonne und das Leben läuft normal weiter.

Fast.

Seit Samstag wissen wir, dass die Schulen nun auch offiziell vorerst für zwei Wochen geschlossen bleiben. Wir haben #CoronaFerien!

Das Chaos beginnt, die Leute sind besorgt, denn der Ernst der Lage wird klar.

Das Militär schloss gestern alle Nachhilfezentren, in denen die SchülerInnen sonst immer nach der Schule gelernt haben, damit sie jetzt nicht dort unterrichtet werden. Auch inoffizielle Kurse und Nachhilfe wurden verboten, man droht den Lehrern mit Gefängnis. Sie verlieren gerade ihre Haupteinnahmequelle. LehrerInnen verdienen in Schulen sehr wenig. Sie bessern ihr Gehalt durch Kurse auf, die sie nach der Schule in Nachhilfezentren oder bei SchülerInnen zu Hause geben. Dort wird dann noch einmal der gleiche Stoff erklärt. Böse Zungen behaupten, dass manche LehrerInnen in der Schule nur sehr lasch arbeiten, damit die Kinder Bedarf an Nachhilfe haben.

Das ägyptische Gesundheitsministerium schafft Alternativen für das Homeschooling

Die Kinder sollen jetzt selbständig und alleine lernen und nicht nur wiederholen. Sie sollen sich auch neuen Stoff aneignen, denn in ein paar Wochen werden die letzten Prüfungen des Jahres stattfinden.

Homeschooling ist angesagt. Aber die meisten SchülerInnen sind auf sich allein gestellt. In den bildungsfernen Familien sind die Eltern zu einem sehr großen Teil Analphabeten. Die Kinder sind nur Frontalunterricht gewöhnt. Jetzt fällt der „Stoffvorkauer“ weg.

Dafür gibt es jetzt eine Alternative: Das Staatsfernsehen hat für SchülerInnen ab der siebten Klasse einen Bildungskanal aufgezogen. Dort wird nun täglich der neue Stoff vorgetragen und erklärt.

Gestern ging es schon los und so sieht das dann aus:

Es ist ein gutes Angebot, aber nicht ausreichend. Wir wissen nicht, wie lange die Coronaferien anhalten werden, ob man sie verlängert oder ob die Prüfungen vorgezogen werden, um dann einfach die Sommerferien zu verlängern.

Meine große Tochter hat sich noch passende YouTube-Channel gesucht und lernt jetzt zum Beispiel Arabisch über diesen Weg. ( Zakrly Araby | ذاكرلى عربى  )

Diese Angebote funktionieren in Ägypten, denn der Lehrplan an allen Schulen ist gleich. Auf Privatschulen wird zwar noch mehr unterrichtet, aber die Basics sind für alle identisch. Das macht es in dieser Situation einfach, die Kinder per Fernseher oder YouTube zu unterrichten.

Meine Kinder (2. und 7. Klasse) haben Glück, denn ich kann sie selbst unterrichten. Sie gehen normalerweise auf eine englischsprachige Privatschule, in der alle Fächer auf Englisch unterrichtet werden. Arabisch und Religion muss dann der Papa übernehmen.

Cool bleiben #CoronaFerien
Tipps für das Homeschooling

Homeschooling bei Schulschließung

Homeschooling ist wirklich keine Zauberei. In Deutschland werdet ihr wunderbar von euren Lehrern unterstützt, die sich fast alle Gedanken dazu gemacht haben, um SchülerInnen und Eltern bestmöglich zu unterstützen. Viele packen für euch Aufgabenpakete zusammen und geben euch Tipps. Manche versenden die Arbeitsblätter für die Schulschließung per Mail, per Post oder lassen sie zu bestimmten Zeiten in der Schule abholen.

Also: keine Panik!

Was man zu Hause immer machen kann:

  • Bücher lesen
  • Malen
  • Basteln
  • Singen
  • Brettspiele, Kartenspiele, Würfelspiele spielen
  • Handarbeiten machen
  • Lernwörter wiederholen
  • Stadt, Land, Fluss spielen
  • Memory spielen
  • Online Museen besuchen
  • Rätselhefte lösen
  • Hörspiele hören
  • Kochen und backen
  • Blumen im Garten und auf dem Balkon pflanzen
  • Tagebuch schreiben
  • Geschichten ausdenken
  • Burgen aus Möbeln, Decken und Kissen bauen

Welche Ideen fehlen in der Liste? Kommentiert mir das gerne unter den Instagrampost zu diesem Beitrag!

Arbeitsmaterial für die Schulschließung

Routine ist wichtig für mich und meine Kinder. Dann schaffen wir es, Chaos, Streit und Lagerkoller zu vermeiden.

So sieht unser Homeschooling-Tag aus:

  1. Aufstehen + Morgenroutine
  2. Gemeinsam Frühstücken
  3. Abwechselnd Übungen und Arbeitsblätter in Mathe, Englisch, Arabisch, Science
  4. Gemeinsam Hausarbeit
  5. Freiarbeit an verschiedenen Themen; währenddessen arbeite ich in meinem Homeoffice
  6. Frei
  7. Gemeinsam kochen und zu Mittag essen
  8. Spaziergang
  9. Arbeit an einem fächerübergreifenden Projekt; Momentan „Picasso“ (lesen, im Netz recherchieren, Infos sammeln, malen und basteln)
  10. Bildungsfernsehen oder YouTube-Channel
  11. Frei für die Kinder, Homeoffice für mich
  12. Abendroutine

Bestimmt ändert sich hier und da immer mal wider etwas. Der Plan ist auch nicht in Stein gemeißelt, aber bringt wenigstens ein bisschen Routine, den gerade meine Kinder jetzt brauchen. Man kann im Moment keine Ausflüge machen, Freunde besuchen oder andere Dinge tun, die mit Kontakt zu vielen Menschen einhergehen. Also werden wir kreativ und überlegen uns, wie wir die Tage zu Hause möglichst schön und stressfrei gestalten.

Es ist Zeit, sich umeinander zu kümmern. Wir können einmal Dinge lernen, die sonst liegen bleiben. Mein Kleiner (8 Jahre) möchte zum Beispiel Häkeln lernen und die Große (12 Jahre) bringt sich gerade mit sehr viel Elan selbst ein paar Vokabeln auf Mandarin bei.

Wir setzen uns nicht unter Druck und das solltet ihr auch nicht machen! Die Situation ist außergewöhnlich, aber kein Grund, panisch im Kreis zu laufen. Ganz untätig bleiben ist aber auch keine Alternative. Eine gesunde Balance ist das Zauberwort.

Schreibt mir doch mal unter dem Instagrampost zu diesem Beitrag, wie ihr die Tage zu Hause gestaltet!